Psychoonkologie

Seit der 1970er Jahre hat sich in Deutschland eine gut ausgebaute psychoonkologische Versorgungsstruktur gebildet. Psychoonkologische Hilfe kann in jeder Phase der Krebserkrankung zu Rate gezogen werden: Rund um die Diagnose, während der Therapie, nach der Erkrankung und auch beim Wiedereinstieg in den Alltag.

Das Hauptproblem der Psychoonkologie besteht in der Belastung des gesamten Krankheitsbereiches durch soziale, religiöse und ideologische Vorurteile und Konflikte, sowohl auf Seiten der Betroffenen, als auch auf Seiten der medizinischen Berufe. Statt pragmatisch hilfreiche Verhaltensweisen in der Medizin und Psychotherapie im Bereich der Psychoonkologie zu erforschen, zu fördern und zu entwickeln, werden häufig ideologische Grabenkriege ausgetragen. Nicht zu vergessen ist das Thema „Krebs“ ein Multi-Milliarden-Markt, der einzig von ökonomischen Interessen geleitet ist und daher (wie unser gesamtes an ökomischen Interessen ausgerichtetes „Gesundheitssystem“) nachhaltige Heilung kaum erwünscht ist.

Psychoonkologen widmen sich jeder Art von psychischen Problemen, Belastungen und Ängsten, die Sie während der verschiedenen Krankheitsphasen zu verarbeiten haben. Das größte Anliegen ist, die Lebensqualität wiederherzustellen und zu erhalten. Das schließt sowohl Angstbewältigung, die Stabilisierung des Selbstwertgefühls, das Angehen zwischenmenschlicher Probleme und auch das Entwickeln eigener Bewältigungsstrategien ein.

Krebs ist ein multifaktorielles Geschehen, d.h. er kann meist nicht auf nur auf eine „Ursache“ zurückgeführt werden (allein schon aufgrund des Wechselspiels zwischen Körper- Geist – Seele).  Deshalb konnte auch nie eine sog. “Krebspersönlichkeit” nachgewiesen werden. Wie auch?

Multifaktoriell heißt, es gibt genetische Momente, psychischen oder sozialen Stress, Einflüsse der Ernährung, physikalische, mechanische Reize sowie Toxine, Viren, Medikamente, Umweltbelastungen, Selbstschädigungen wie Rauchen, Alkoholismus, usw, bis hin zu “versteckten Todesbefehlen”.

 Und was multifaktoriell ausgelöst wird, kann auch nur multifaktoriell gelöst werden. D.h., es gibt nicht “die eine Therapie” denn eine umfassende Therapie muss sowohl Seele/Psyche/Geist, als auch Körper und soziales Umfeld einbeziehen. Leider werden auf diesen Feldern zahlreiche ideologische Grabenkriege auf dem Rücken Millionen Betroffener ausgetragen. Das ist nun mal die bittere Wahrheit.

Zum Vorschein kommen meist Ereignisse und Faktoren Deiner persönlichen Lebenssituation: Traumatisierungen, körperliche und psychische Überforderung, Konflikte, Ängste und Schuld, zurückgestaute Gefühle, faule Kompromisse, Trauer und Verlust, Probleme in der Partnerschaft/Familie oder im Beruf, manchmal auch ein versteckter, selbstgesetzter Todesbefehl, usw. Zusätzlich wird Deine Selbstregulation durch falsche oder belastete Nahrung gestört oder ionisierende Strahlung und, und, und. Deshalb können schon allein Veränderungen der Lebenssituation und des Verhaltens einen Krebs durchaus zum Verschwinden bringen.

Zu den Aufgaben und Zielen der Psychoonkologie siehe folgende Tabelle:

  • 1. Prophylaxe 100% 100%
  • 2. Entlastung von psychischen, psychosozialen und psychoneurotischen (psychotischen) sowie sozialen Belastungsfaktoren 100% 100%
  • 3. Förderung der Behandlungscompliance 100% 100%
  • 4. Minderung medikamentöser und röntgenologischer Nebenwirkungen 100% 100%
  • 5. Minderung psychischer/psychisch-sozialer Belastungen, wie Ängste, Schuldgefühle, Depression, Trauma, usw. 100% 100%
  • 6. Minderung körperlicher Probleme im Prozess, z.B. Schmerzen 100% 100%
  • 7. Verarbeitung von Verlusterlebnissen (bei Verlust von Gesundheit, Körperteilen oder Körperfunktionen) 100% 100%
  • 8. Förderung einer die Genesung unterstützenden Lebensweise, z.B. durch Stressabbau, Raucherentwöhnung, Nahrungsumstellung, Sport, usw. 100% 100%
  • 9. Entlastung von allen die Selbstheilungssysteme sowie das Immunsystem belastenden Faktoren 100% 100%
  • 10. Aktivierung und Förderung aller Selbstheilungssysteme 100% 100%
  • 11. Unterstützung bei psychischer und sozialer Krankheitsbewältigung 100% 100%
  • 12. Evtl. psychische und seelische Vorbereitung auf Siechtum und Tod 100% 100%
  • 13. Unterstützung der Rehabilitation, Rückkehr in den Alltag 100% 100%
  • 14. Rückfallprophylaxe 100% 100%

Studienlage – ausgesprochen vielversprechend

Wissenschaftliche Studien belegen die hohe Effektivität einzeltherapeutischer Interventionen durch professionell ausgebildete Psychoonkologen. Sie zeigen, dass Patienten in die Lage versetzt werden, ihre Ängste zu konkretisieren und so Selbstheilungskräfte und innere Energie zu erschließen, auch in Gruppentherapien geschehen kann.

In zahlreichen randomisierten und kontrollierten Interventionsstudien wurde die Verbesserung von Zielkriterien wie Lebensqualität, Stressreduktion, Stressmanagement und Überlebenszeit durch psychoonkologische Unterstützung untersucht. Dabei konnte im Ergebnis festgehalten werden, dass Betroffene die sich an einen Psychoonkologen wandten, in hohem Maße profitierten, sowohl was die allgemeine Lebensqualität, als auch die Heilungsaussichten anlangt.

Weitere Studien konnten belegen, dass depressive Tumorpatienten eine schlechtere Prognose, als nicht depressive Tumorpatienten haben. Deshalb müssten Depressionen früh erkannt und in die Therapie der Krebserkrankung integriert werden. Gleiches gilt auch bezogen auf das Thema „Trauma“, denn nahezu jeder Krebspatient erleidet mindestens das Trauma „Diagnose Krebs“ (es heißt nicht umsonst „Schock-Diagnose“). 

Einfluss psychodynamischer Momente auf die Krebsentstehung

In der Prospektiven Heidelberger Langzeitstudie (Grossart-Maticek, 1999) wurden bis zu 25 Jahre lang ingesamt 31.500 Menschen nicht nur i.H. auf ihre Krankheitsentwicklung beobachtet, sondern auch anhand psychologischer Tests versucht, verschiedene psychologische Typen verschiedenen Erkrankungen, darunter die einzelnen Tumorerkrankungen, zuzuordnen. Bahnbrechend war der Studienansatz, durch ein 20 stündiges Verhaltenstraining mit dem Ziel auf bessere Selbstannahme, Selbstregulation und Lebensfreude in der Kontrollgruppensituation zu erforschen, ob dieses innerhalb von 15 Jahren die Erkrankungshäufigkeit und Überlebenshäufigkeit beeinflusst – auch bei Krebs.

Ergebnis wie folgt (frei nach Grossarth-Maticek, 1999, S. 133)

Therapiegruppe

Nach 15 Jahren

Kontrollgruppe

Nach 15 Jahren

  • lebten noch 56% 56%
  • waren an verschiedenen Erkrankungen verstorben 25% 25%
  • waren an einem Mammakarzinom verstorben 19% 19%
  • lebten noch 16% 16%
  • waren an verschiedenen Erkrankungen verstorben 43% 43%
  • waren an einem Mammakarzinom verstorben 41% 41%

Das macht doch Hoffnung. Und aus genau diesem Grunde ist das darauf basierende Autonomietraining nach Grossart-Maticek in mein KrebsCoaching integriert.

Bei Entstehung eines Tumors sind – so wie bei jeder anderen Erkrankung – Risikofaktoren beteiligt, die sich in ihrer auslösenden Wirkung addieren. Faktoren, die synergetisch (exponentiell) wirken, sind jedoch von wesentlich größerer Bedeutung – besonders genetische Momente sowie Stress (Distress). Und damit wird deutlich, dass bei der Krebsentstehung psychisch-emotionale Faktoren im Spiel sind, die sämtliche übrigen Faktoren in der Wirkung um ein Vielfaches übersteigen.

Damit ist Stress als synergetisch wirkendes Auslösungsmoment für die Psychoonkologie von zentraler Bedeutung, da er aufgelöst werden kann und in einer Psychotherapie/HypnoCoaching und sonstigen Stressmildernden Methoden leicht zugänglich ist und gar in Eigenregie bearbeitet werden kann!

Beispiel – Brustkrebs:

Zur Entstehung eines Mammakarzinoms tragen laut Prospektiver Heidelberger Langzeitstudie folgende Risikofaktoren in beschriebenem Umfang bei:

  • 1. Familiär-genetische Belastung (als alleiniger Risikofaktor) 10% 10%
  • 2. Ungesunde Ernährung 3% 3%
  • 3. Zystische Mastopathie 3% 3%
  • 4. Bestrahlung der Brustdrüse 3% 3%
  • 5. Einnahme von Beruhigungsmitteln 1% 1%
  • 6. Einnahme von Schlafmitteln 1% 1%
  • 7. Mehr als 60 g Alkohol/Tag 1% 1%
  • 8. Faktoren 1 bis 3 + Stress (synergetisch) 43% 43%
  • 9. Faktoren 2 bis 7 (synergetisch) 4% 4%
  • 10. Alle Risikofaktoren + familiär-genetische Belastung + Stress (synergetisch) 64% 64%
  • 11. Stress als alleiniger Risikofaktor (synergetisch) 5% 5%

Eine Untersuchung zum Brustkrebs

Ergebnis einer Studie an der Ohio State University mit 227 Brustkrebspatientinnen – Titel: „Stressabbau hilft überleben“:

  • Frauen überleben den Brustkrebs häufiger, wenn sie neben der medizinischen Behandlung auch psychische Unterstützung erhalten.
  • Die Diagnose „Brustkrebs“ bedeutet extremen Psychostress für die Betroffenen. Die seelische Belastung kann sogar die Krebsentwicklung forcieren.
  • Daher stärkt jede Form psychischer und emotionaler Unterstützung krebskranke Frauen im Kampf um ihr Leben.

Anmerkung L.R.: Dies wird auch im Falle nahezu aller Krebsarten der Fall sein!

Die Wissenschaftler wollten prüfen, ob Frauen von professioneller Hilfe bei der Stressbewältigung profitieren, und zwar vom Moment der Krebsdiagnose an. Die Patientinnen aus der Studiengruppe, die psychische beraten wurden, wurden per Zufall ausgewählt. Die Frauen trafen sich 4 Monate lang wöchentlich in kleinen Gruppen mit einem Psychologen vom Krebszentrum der Universität.

Sie lernten Entspannungstechniken, erhielten Ratschläge für den Umgang mit der Krankheit in der Familie und bekamen Bewegungs- und Ernährungstipps. Nach diesen 16 Wochen trafen sich die Patientinnen noch acht Monate lang alle vier Wochen. Die wissenschaftliche Beobachtung der krebskranken Frauen erstreckte sich insgesamt über 7 bis 13 Jahre.

 

“Starke Psyche verhindert Rezidive“

Bei knapp 30 Prozent der Frauen kehrte der Krebs nach der Erstbehandlung mindestens einmal zurück.

  • Dabei lag das Risiko in der Gruppemit dem zusätzlichen Pyschoprogramm nur halb so hoch wie das der Frauen ohne Unterstützung.
  • Rezidive traten bei den psychisch gestärkten Frauen im Schnitt ein halbes Jahr später auf.
  • Wenn sie den Krebs nicht überstanden, überlebten sie ihn um mehr als sechs Jahre, während es in der Kontrollgruppe weniger als 5 Jahre waren.
  • Im Beobachtungszeitraum starben unabhängig vom Krebs insgesamt weniger betreute Frauen.

Daraus kann geschlossen werden: „Psychische Hilfe ist so wichtig wie medizinische“. Ich gehe sogar noch darüber hinaus: „Psychische Hilfe schafft überhaupt erst die Voraussetzung dafür, das medizinische Hilfe auf körperlicher Basis überhaupt wirken kann.“

Psychische Hilfe, die von aufmunternden Worten über Stressbewältigung bis hin zu Verhaltensänderungen im Alltag reichen kann, fördert als Fazit der Studie die Immunantwort des Körpers auf schädliche Stresshormone.

Man sollte meinen, dass nach diesen (und zahlreichen weiteren Erkenntnissen) psychische Hilfe zum Standardprogramm einer jeden Krebsbehandlung gehört – doch wie wir alle wissen, ist dies mitnichten so. Leider, wird die Psychoonkologie auch von vielen Betroffenen selbst abgelehnt. Ein großer Fehler, wie sich dann später zeigt. Doch das ist ein anderes Thema.

(frei nach Grossarth-Maticek, 1999, S. 131)